Wie Prof. Dr. Joachim Schmidt die Zukunft der Thoraxchirurgie prägt
Die Thoraxchirurgie befindet sich im Wandel. Mit neuen Technologien, präziseren Operationsmethoden und einem ganzheitlichen Verständnis von Tumortherapie eröffnen sich Wege, Lungenkrebs heute erfolgreicher zu behandeln als je zuvor. Im Thorax Schweiz Podcast sprechen Dr. med. Roland Kuster und Tariq Abu‑Naaj mit Prof. Dr. med. Joachim Schmidt, Leiter des Lungenkrebszentrums Bonn/Rhein‑Sieg, über anatomische Lungenresektionen, robotische Chirurgie und den Operationssaal der Zukunft.
Teamarbeit statt Einzelentscheidung
Im Lungenkrebszentrum Bonn/Rhein‑Sieg arbeiten vier Kliniken und über 40 Partner eng zusammen. In Tumorboards werden alle Patientinnen und Patienten interdisziplinär besprochen – ein Konzept, das auch im Lungenkrebszentrum Zürich längst Standard ist. Das Ziel: Egal, wo der Patient behandelt wird, er soll die gleiche hochqualitative Therapie erhalten. Diese Vernetzung ist zentrales Element moderner Schweizer Krebszentren und spiegelt den Gedanken eines umfassenden Patientenratgebers für komplexe Lungenerkrankungen wider.
Anatomische Lungenresektion – Goldstandard der Chirurgie
Die anatomische Lungenresektion ist das Grundprinzip der onkologischen Thoraxchirurgie. Dabei wird nicht nur der Tumor, sondern die gesamte betroffene Lungenstruktur mit ihren Lymphabflusswegen entfernt. Das sichert die onkologische Radikalität und reduziert Rückfallrisiken. Ziel ist jedoch immer, so viel gesunde Lunge wie möglich zu erhalten. Neue Segmentresektionen ermöglichen es, nur betroffene Bereiche präzise zu entfernen – ein entscheidender Fortschritt für Lebensqualität und Lungenfunktion.
Robotik und Minimalinvasivität
In Bonn kommen heute rund 80 Prozent der Operationen minimalinvasiv zum Einsatz. Mit dem Da‑Vinci‑System können Chirurginnen und Chirurgen millimetergenau arbeiten – bei weniger Schmerz und schnellerer Genesung. Prof. Schmidt betont: „Wir sind nicht Sklaven der Methode, sondern verpflichtet, die sicherste und beste Lösung für den einzelnen Patienten zu finden.“ Die robotische Chirurgie ist kein Autopilot, sondern eine präzise Verlängerung der Hände des Operateurs.
Forschung am Bonn Surgical Technology Center
Im eigenen Forschungszentrum (BOSTER) arbeitet das Team an Zukunftsfragen: Wie sieht der Operationssaal von morgen aus? Wie kann künstliche Intelligenz Chirurgen unterstützen, Risiken vorhersehen und präventiv warnen? Mit Augmented und Mixed Reality werden 3D‑Bildgebungen auf den Patienten projiziert, um präzisere Zugänge zu planen – ein Forschungsschwerpunkt, der auch in der Medizin Ratgeber Schweiz‑Community grosses Interesse weckt.
Zukunft und Verantwortung
Trotz aller Technik bleibt die Erfahrung des chirurgischen Teams entscheidend. Komplikationen nach Lungenresektionen sind selten, aber Expertise und rasches Handeln retten Leben. Prof. Schmidt ist überzeugt, dass Innovation und Ethik keine Gegensätze sind: „Die robotische Thoraxchirurgie ist die Zukunft – aber sie dient immer dem Menschen, nicht umgekehrt.“